Die Gründung eines Unternehmens gehört zum Standardprogramm in den Fächern Wirtschaftslehre und Wirtschaftslehre bilingual des Beruflichen Gymnasiums. Natürlich erst einmal nur zum Üben.

Am Anfang des Projekts Entrepreneurship in der E-Phase steht die Entwicklung einer guten Geschäftsidee. Anschließend geht es in Teams an die Erarbeitung eines tragfähigen Businessplans. Unterstützung erhalten die Jungunternehmer:innen von der Odenwald-Regional-Gesellschaft mbH (OREG). Die besten Arbeiten werden gewöhnlich in einem Wettbewerb und mit Geldpreisen der Sparkasse Odenwaldkreis und der OREG gewürdigt. Doch in diesem und im vergangenen Schuljahr war vieles anders. Auch hier funkte die Corona-Pandemie dazwischen und zwang Schüler:innen und Lehrkräfte, neue Wege zu finden.

Firmengründung trotz Corona

Im Schuljahr 2019/20 konnten die Schüler: innen ihre Projekte im Herbst wie in allen Jahren zuvor starten. Sie bekamen Besuch von den Berater:innen der OREG, stellten ihre Geschäftsideen vor und erhielten von den Expert:innen fundiertes Feedback. Dann kam die Pandemie – kein Wettbewerb, keine Präsentation der Projekte, keine Preise.

Im Schuljahr 2020/21 wurde von Anfang an auch digital gearbeitet. Zwischen Herbst- und Weihnachtsferien waren immer wieder einzelne Schüler in Quarantäne. Daher wurden Video-Konferenzsysteme genutzt, um in den Gründerteams Absprachen zu treffen. Da seit Januar die gesamte E-Phase im Distanzunterricht beschult wird, fand der Pitch – die knackige Präsentation der Geschäftsidee – per Videokonferenz statt.

Einen Wettbewerb wird es wohl in diesem Jahr nicht geben, allerdings ist eine Gründermesse zur Präsentation der Projekte im Sommer angedacht. Und die würde sich lohnen, denn die Schüler:innen der aktuellen und der vorjährigen E-Phase hatten viele gute Geschäftsideen.

Innovative Geschäftsideen

Die Pläne der Schülerinnen und Schüler erstreckten sich über ein breites Spektrum, in dem Nachhaltigkeit, die Vermarktung regionaler Produkte und die Bedürfnisse von Jugendlichen eine wichtige Rolle spielen.

So entstand beispielsweise die Idee einer Müll-App, die per Scan beim Sortieren und Entsorgen von Abfall hilft; des Weiteren das Projekt einer smarten grünen Steckdose, die per App-Steuerung dafür sorgt, den individuellen Stromverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Nachhaltig produziert werden soll die Handyhülle mit Fingerabdrucksensor.

Das Leben einfacher machen soll die Lucky Bottle, eine Thermosflasche in einem Extrafach für kleine Snacks. Und den Älteren hilft vielleicht der Shopator, ein Einkaufswagen, der gleichzeitig Rollator ist. Die Vermarktung regionaler Produkte fördern soll der Odenwaldlieferexpress, ein Lieferdienst für regionale Produkte.

 

Herausragende Projekte

Besonderen Anklang bei den externen Experten im Schuljahr 2019/20 fand der Drive-In regional Laden, der von Schülerinnen des Kurses Wirtschaftslehre bilingual entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um einen Drive-in-Regionalsupermarkt, speziell für Berufstätige und Pendler aus und in den Odenwald, die von unterwegs, ohne aussteigen und in den Laden gehen zu müssen, auf die Schnelle einkaufen möchten. Die Verkaufsstellen sollen sich im Odenwald an Knotenpunkten für Pendler und Berufstätige auf ihrem Weg zur Arbeit befinden. Über eine eigens dafür entwickelte App wird die Bestellung aufgegeben, Ankunftszeit bzw. Abholzeit werden von der App ermittelt, ebenso die nächstgelegene Verkaufsstation. Mitarbeiter im Drive-in Regionalsupermarkt packen die Ware und halten sie zur entsprechenden übermittelten Zeit für den Kunden bereit, die Übergabe findet kontaktlos über Automaten statt, an die der Kunde mit seinem Auto heranfahren kann. Die Bezahlung wird ebenfalls kontaktlos und bargeldlos geregelt. Beliefert werden soll der Drive-In regional Laden mit regionalen und saisonalen Produkten aus dem Odenwald von Direkterzeugern.
Frau Gabriele Quanz, Referatsleiterin des Wirtschafts-Services und Ansprechpartnerin für Unternehmen bei der OREG, sowie Herr Andreas Funken, Kreisbeigeordneter und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kreiswirtschaftsförderungsgesellschaft, hielten die Geschäftsidee von Taisa Braga, Marie Brohm, Chiara L. Schmitt und Philipp Urich hinsichtlich ihrer Innovation und Förderung der Region für herausragend. Herr Funken lud die Gründer:innen ein, ihre Geschäftsidee auf regionaler Ebene vorzustellen, und zwar bei der Plenumssitzung der Ökomodellregion Süd der Landkreise Darmstadt-Dieburg, Odenwaldkreis, Bergstraße, Groß-Gerau und der Stadt Darmstadt. Die Ökomodellregion Süd hat die Ausweitung der ökologischen Produktion und gleichzeitige Förderung regionaler Wertschöpfungsketten zum Ziel.

Auch wenn diese Sitzung, wie auch viele andere Aktivitäten, der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, können die Gründer:innen sich über diese besondere Anerkennung freuen.

Text und Beitrag: Dr. Sabine Hofmann am 1.4.2021

Fotos: BSO