Uwe Wiegmann, Silke Klar, Jörg Navratil und Dr. Andreas Seifert  unterrichten am Beruflichen Gymnasium die Fächer der Fachrichtung Mechatronik. Zusammen erklären sie, was die Fachrichtung ausmacht und welche ausgezeichneten Berufsperspektiven sie bietet. Last not least: was ihnen und ihren Schüler:innen daran besonders viel Spaß macht.

Was ist das Besondere an der beruflichen Fachrichtung Mechatronik?

Zunächst mal eine allgemeine Definition: Mechatronik ist das Zusammenwirken von Mechanik, Elektronik und Informatik. Mechatronische Systeme findet man tagtäglich in unserem Leben. Ohne diese Technik wäre unser Leben sehr unbequem, wenn überhaupt in gewohnter Weise möglich. Wer möchte heute noch ohne Smartphone und Unterhaltungselektronik sein? Oder im (Elektro-)Auto ohne ABS, Airbag oder Automatikgetriebe unterwegs sein? Oder auf weitere Technik verzichten, die unser Leben angenehmer machen? Unvorstellbar wäre auch unsere industrielle Fertigung ohne innovative technische Ideen.
Mechatronikerinnen und Mechatroniker sorgen dafür, dass diese Systeme funktionieren und weiterentwickelt werden können. Leider haben wir aktuell in Deutschland einen Fachkräftemangel in diesem Bereich und benötigen daher dringend kluge Köpfe, damit Deutschland weiterhin Technologieführer bleiben kann! Wir suchen DICH!
Wir im Fachbereich Mechatronik arbeiten mit kleinen Lerngruppen. Das bedeutet ein inten­siver Kontakt und ein gutes Lernklima. Wir wollen keinen „abhängen“ und gemeinsam zum Ziel kommen. Wer Unterstützung braucht, bekommt diese. Wir verknüpfen Praxis und Theorie und können so vieles „begreifbar“ machen.

Voraussetzungen

Was sollte ein Schüler oder eine Schülerin mitbringen, um Spaß an Ihrem Fach zu haben und erfolgreich zu sein?

Die Schülerinnen und Schüler sollten Interesse und Spaß an Technik mitbringen und auch ein mathe­matisches Grundverständnis ist hilfreich. Eigen­ständigkeit, Verantwortungsbewusst­sein und Teamfähigkeit gehören auch dazu. Aber keine Angst, wir begeben uns gemeinsam auf den Weg und lassen keinen „im Regen stehen“.

Wer sollte lieber die Finger von Ihrem Fach lassen?

Wer keine Motivation aufbringen kann sich in technische Problemstellungen hineinzudenken und die Ausdauer hat, im Team eine Lösung zu finden, sollte lieber eine andere Fachrichtung wählen.

Highlights

Was sind für Sie die Highlights in Ihrem Fach?

In der Einführungsphase ist ein fester Bestandteil des Unterrichtes die praktische Arbeit in der Werkstatt. Dort werden mechanische Bauteile geplant, gefertigt und geprüft. Das Arbeiten und Programmieren an und mit modernen Werkzeugmaschinen wird mit Hilfe von Simulationsprogrammen am PC erlernt.
In der Qualifikationsphase schließt der Elektronikleistungskurs mit einem kleinen Projekt (z.B. Bau eines elektronischen Thermometers) ab. In der Steuerungstechnik werden viele Aufgabenlösungen getestet (z.B. Zusammenstecken pneumatischer Schaltungen oder praxisnahe Simulationen). Die Programmierung von Speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS), anhand einer S7-Steuerung von Siemens, ist Bestandteil des Lehrplanes.

Ebenso sind die Studienfahrten ein absolutes Highlight. Die Mechatroniker waren z.B. in Hamburg und besichtigten dort die Firma Airbus oder das ICE-Ausbesserungswerk. Auch Tagesflüge zur IAA und Vorlesungsbesuche an Universitäten gehören dazu.

Welche Aktivitäten gibt es über den Unterricht hinaus?

Unsere Schülerinnen und Schülern können von Anfang individuell erleben, wie viel Spaß es macht, ausgetretene Pfade zu verlassen und Schritt für Schritt wissenschaftliches Neuland zu betreten. Mit zahlreichen Angeboten und Aktivitäten ist es uns gelungen, bereits in der Schule ein Klima mit Innovationspotenzial zu verwirklichen.

Da haben wir unsere Schwerpunkte Mikrocontroller, Musiktechnik und Modellbau, aber natürlich stehen auch denen, die völlig eigene Ideen realisieren wollen, alle Wege offen, projektorientiert und mit einem Blick weit hinaus über den Tellerrand professionelle Methoden und Problemlösungsstrategien kennenzulernen.

Unser Engagement hat in den letzten Jahren messbar Früchte getragen: schulintern durch eine Vielzahl herausragender Arbeiten, die als Besondere Lernleistung, eine Art „Mini-Diplom­­arbeit“ in die Abiturwertung eingebracht werden konnten, zudem regional, aber auch landes- und bundesweit durch erfolgreiche Wettbewerbsbeiträge: Unsere Mechatroniker­innen und Mechatroniker waren in der Vergangenheit immer wieder Träger von Preisen, die jährlich vom Rotary- oder Lions-Club vergeben werden. Und in den Fachgebieten Technik, Mathematik/Informatik und Physik wurden unsere Absolventen bei „Jugend forscht“ Regional-, Landes- und sogar Bundessieger. Damit gehören wir unbestreitbar zu den führenden Schulen in Südhessen.

Arbeiten am BG 

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit im Beruflichen Gymnasium besonders?

Die Mechatronik-Kollegen arbeiten, im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler, gut und eng zusammen. Ebenso wie bei den Schülern, wird hier Teamfähigkeit gelebt.Die intensive Arbeit mit den kleinen Lerngruppen ist etwas Besonderes. Es bereitet uns große Freude zu sehen, wie am Ende doch alles funktioniert! Hier ist oft der Weg das Ziel.

Lehrerinnen und Lehrer der Fachrichtung

Wie sind Sie zu Ihrem Fach gekommen?

Silke Klar: Ich hatte schon immer Freude an Technik und Mathematik. So habe ich im Anschluss an den mittleren Abschluss eine Ausbildung als Elektronikerin absolviert. Ich durfte dann unser Berufliches Gymnasium kennen und schätzen lernen und habe dort, vor meinem Lehramtsstudium, im Bereich Technik mein Abitur abgelegt.

Uwe Wiegmann: Ich habe nach einer Ausbildung im Metallbereich und dem Studium des Maschinenbaus sieben Jahre als Ingenieur gearbeitet. Anschließend habe mich noch dazu entschieden das Lehramtsstudium aufzunehmen.

Jörg Navratil: Mein Interesse an Technik war schon immer groß. Daher entschloss ich mich zu einer Ausbildung als Industriemechaniker. Im Anschluss besuchte ich das Berufliche Gymnasium und legte dort mein Abitur ab, um dann das Studium für das Lehramt an Beruflichen Schulen zu absolvieren.

Andreas Seifert: Meine Liebe zur Mechatronik hat ihre Wurzeln in frühester Jugend: Elektronikbaukasten, Modelleisenbahn, Flugmodellbau, später dann auch Musiktechnik. Studiert habe ich allerdings Physik und über zehn Jahre am Institut für Physikalische Chemie an der Philipps-Universität Marburg gearbeitet. Danach folgten von 2003 bis 2019 Lehraufträge in Elektrotechnik und Elektronik am Fachbereich Mechatronik der DHBW Mosbach und 2006 der Quereinstieg in den Schuldienst am BSO. Hier unterrichte ich Mathematik, Physik, Elektrotechnik und Programmierung von Mikrocontrollern in C/C++.

Wie man sieht, haben wir alle Praxiserfahrung sammeln können, die wir gerne an unsere Schülerinnen und Schüler weitergeben!

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Text: Uwe Wiegmann, Silke Klar, Jörg Navratil, Dr. Andreas Seifert & Dr. Sabine Hofmann

Fotos: privat

Beitrag: Dr. Sabine Hofmann am 8. April 2022