Wenn die städtischen Gremien mitziehen, wird Michelstadt in absehbarer Zeit eine dritte Städtepartnerschaft eingehen. Mit dieser optimistischen Einschätzung hat Bürgermeister Stephan Kelbert eine türkische Delegation aus der Hafenstadt Datca begleitet, die sich bis Sonntag in der Stadt aufhielt. Für den Verwaltungschef hat dieser Kontakt den Anfang für eine Verschwisterung gemacht.
Bei einem Empfang im historischen Rathaus erinnerte Kelbert daran, dass der Grundstein für eine längerfristig gedachte Zusammenarbeit bereits vor zwei Monaten in der Türkei gelegt worden sei. Von deutscher Seite nahmen daran Vertreter der Stadt und der beiden Bildungsstätten, das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) und die Theodor-Litt-Schule (TLS), teil. Dieses Dreigespann soll den internationalen Austausch fortan mit Leben füllen.
Vier Schulen entsenden Vertreter in den Odenwald
Den Gegenbesuch in dieser Woche machten vier Schulvertreter, die allesamt an einer Hochschule und Berufsschule unterrichten, die den Namen Mugla Sitki Kocman Ünv. Datca Kazim Yilmaz Meslek Yüksek Okulu trägt. Im Schwerpunkt Gastronomie sind Yusuf Yigit, Emine Ay und Songül Kilinc zuhause; Tugce Merve Inak ist Lehrer im Bereich Marine. Die deutsche Delegation hatte bei ihrem ersten Besuch vor Ort auch Kontakte zu zwei weiteren Schulen hergestellt, um das Spektrum auf noch mehr Berufsfeldern zu erweitern.
„Ihr seid die Basis für unsere Partnerschaft“, bedankte Kelbert sich bei den Gästen für ihr Kommen. Auf Michelstädter Seite nahmen an dem Empfang die Erste Stadträtin Klementine Dingeldein, Silke Weis von der TLS und die Europaschul-Koordinatorin am BSO, Andrea Dürr, teil. Zur sprachlichen Verständigung trug Sibel Akbayir bei.
Kelbert stellte die Vorzüge der Stadt und ihre Entwicklungsmöglichkeiten in den Vordergrund. Gedacht sei besonders ein Austausch unter jungen Menschen, weshalb die Schulen von Beginn an mit im Boot seien, betonte Kelbert. Dürr erklärte dazu gegenüber dem ECHO, dass am BSO ein Gremium damit beschäftigt sei, konkrete Formen der Zusammenarbeit auszuloten. Seitens der Gäste drückte Yigit seine Hoffnung aus, dass junge türkische Besucher zur Belebung des Bilds der Michelstädter Innenstadt beitragen werden.
Für den Bürgermeister der Stadt kommt es darauf an, „gerade in Zeiten von politischen Spannungen zwischen beiden Staaten“ Kontakte auf der untersten Ebene zu knüpfen. Kelbert wörtlich: „Friedensarbeit wird von der kleinen Politik gemacht, und wir sind die kleine Politik.“ Heute sei genau der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen, sich bei den inzwischen vier Generationen von Zuwanderern zu bedanken, die am wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands mitgearbeitet hätten. In Michelstadt liege deren Anteil an der Bevölkerung inzwischen bei bereits fast 30 Prozent.
Während des fünftägigen Programms besuchte die türkische Delegation die beiden Michelstädter Schulen und lernten deren Schwerpunkte kennen. Eine Stadtführung in englischer Sprache, geführt von Michael Esterl, der Besuch des Wochenmarkts, Kollegengespräche im privaten Rahmen und ein Besuch der Alevitischen Gemeinde rundeten den persönlichen Austausch ab.
„Die Stimmung im Magistrat ist wohlwollend“, gab Kelbert den Gästen mit auf den Weg; er gehe von einer „wachsenden Freundschaft zwischen de n beiden Städten“ aus. Zur Vertiefung sei eine entsprechende Einladung an den Bürgermeister von Datca bereits ausgesprochen. Mit einem Besuch des Stadtoberhaupts in Michelstadt rechne er in den Herbstmonaten.
Quelle: Echo Online am 13.06.2016
Text & Foto: Manfred Giebenhain
Beitrag: Kevin Sommer am 20.06.216