MICHELSTADT/REICHELSHEIM – Bei der Bundestagswahl am 24. September sollen Jungwähler verstehen, für was sie sich entscheiden. Zumindest einen Teil der Vorbereitungen darauf leisten die Schulen, wie ein Blick auf die Berücksichtigung des Themas in geeigneten Fächern zeigt. Das Berufliche Schulzentrum in Michelstadt und die Georg-August-Zinn-Schule sind sogar so weit gegangen, mit Podiumsdiskussionen einer Vielzahl von Schülern eine direkte Begegnung mit den Wahlkreis-Kandidaten zu verschaffen.
In Michelstadt hatte sich Lehrerin Andrea Dürr dafür starkgemacht, Andrea Pütz vom Hessischen Rundfunk moderierte. Die Vorbereitungen in Reichelsheim hatten die Schüler und Pädagogen der Powi-Kurse unter der Federführung des Leistungskurses von Holger Zieres übernommen. Die Diskussion leiteten hier Felicitas Friedrich und Marius Uth. Die Palette der Themen, mit denen die Gersprenztaler Schüler die Politiker konfrontierten, reichte von der Bundeswehr über Bildung bis zur Frage der Legalisierung von Cannabis. Das Podium diskutierte dabei unter reger Beteiligung der Schüler, ob die Legalisierung geeignet sei, die Kriminalitätsrate zu senken oder auch Drogen zu kaufen. Überwiegend einig waren sich die Teilnehmer bei der Frage der Zukunft von Elektroautos, während es hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung der Bundeswehr kontroverser zuging. Mobilität, Bildung und Zukunft erwiesen sich in Michelstadt als Themen der jungen Leute, die im Politikunterricht einen Fragenkatalog erarbeitet hatten. Zügig kristallisiert sich heraus, dass die Jugendlichen nicht zwingend dem Odenwald den Rücken kehren möchten, hier allerdings wenig Chancen sehen, studieren zu können, da die umliegenden Hochschulen schlecht zu erreichen seien. Außerdem sehen sie in vielen Fällen keine Chance, nach einem absolvierten Studium im Odenwald zu arbeiten.
Grünen-Kandidat Frank Diefenbach gab dazu das Ziel vor, vorerst die vorhandenen Bildungsangebote zu halten und auszubauen, um auf manchen Gebieten wie zum Beispiel der Holzverarbeitung so zu brillieren, dass dies entsprechend weiter wirkt. SPD-Kandidat Dr. Jens Zimmermann erklärte, dass über Bundes- und Landesprogramme bereits zehn Millionen Euro zugesagt seien, die der Kreis zusätzlich für die Bildung ausgeben könne. Rund sechs Millionen Euro davon wolle er schließlich für die Sanierung des Beruflichen Schulzentrums nutzen.
Auch Patricia Lips von der CDU ist der Meinung, dass eine Berufsakademie eine gute Alternative für den Odenwald wäre. Am Beispiel der Fachhochschule Mosbach sehe man, dass aus einer Berufsakademie mit den Jahren eine Fachhochschule werden könne. „Die Frage ist allerdings nicht, ob ich fürs Studium weggehe, sondern ob ich wiederkomme“, so Lips.
Die Kandidatin der FDP, Milena Scirnado, sieht das Hauptproblem des Odenwaldes in Mobilität und Kinderbetreuung. Hier klinkte sich Anton Storchilov als Repräsentant der Linken ein. Er gibt zu bedenken, dass auch heute noch zwei von drei Akademikern aus Akademikerhaushalten stammten.
Text: Odenwälder Echo, 2.9.2017, Autorin: Rebecca Sawicki
Bild & Beitrag: BSO, Dr. Sabine Hofmann