Am 20. November besuchte der Mathe-LK der Q1 des Beruflichen Gymnasiums, um in Zukunft auch mit seiner literarischen Bildung angeben zu können, eine Frankfurter Theateraufführung nach der Erzählung Aus dem Leben eines Taugenichts.

Nach einer amüsanten Zugfahrt, bei der einer der Schüler beinahe das Umsteigen versäumt hätte, waren wir Schüler unter der Aufsicht unserer Deutschlehrerin Frau Hamilton pünktlich am Theater, welches sich selbst den schlichten Namen „Die Katakombe“ gegeben hatte. Und so sah es dort halt auch aus: Das Wort „schlicht“ beschreibt das Theater am besten, es ist ein kleiner Raum, gerade mal etwas größer als eines der Klassenzimmer unserer Schule. Auch die Ausstattung war nicht die luxuriöseste. Das Bühnenbild war sehr einfach; es gab nur wenige Requisiten. So wurden die Landschaften sehr simpel mit einem Projektor hinter den Schauspielern auf der Leinwand abgebildet. Oftmals wurden Requisiten, wenn sie denn nicht unbedingt nötig waren, weggelassen, oder es wurde nur so getan, als ob sie da wären. Low budget eben. So tat der Hauptdarsteller in einer Szene nur so, als ob er von einem Teller speisen würde, wobei sich weder Teller noch Essen vor ihm befanden. Die Tatsache, dass es letztlich auch nur drei Schauspieler waren, die somit gleich mehrere Rollen besetzen mussten, gab jedoch ein Gefühl der Bodenständigkeit. Es kam das Gefühl auf, dass es ein Stück war, das wir auch in der Schule hätten aufführen können. Das machte die Aufführung aber auch irgendwie sympathisch.

Doch war das Stück nun gelungen?

Nun, da waren die Schüler geteilter Meinung. Fakt ist jedoch, dass sich das Stück im Großen und Ganzen an seine Buchvorlage hält und den Verlauf der Geschichte wiedergibt. Der Taugenichts war deutlich lebensfreudiger und emotionaler dargestellt als in der Erzählung. So war er oft mit einem breiten strahlenden Lachen auf der Bühne und sang aus ganzem Herzen, zeigte zugleich jedoch auch deutlich mit lautem Entsetzen seine Empörung bzw. seinen Unmut über manche Situationen. Dadurch bekam die Hauptfigur eine andere Persönlichkeit als im Text. Es wurde selbstverständlich auch das eine oder andere weggelassen, um das Stück nicht zu lang werden zu lassen. So musste aber dafür gesorgt werden, dass durch das Umschreiben einzelner Szenen nicht aus Versehen wichtige Informationen wegfallen. Das Ensemble bestand aus zwei – jungen – Männern und einer Frau. Also musste einer der beiden Männer (der Nicht–Hauptdarsteller) auch Frauenrollen übernehmen. Der Wirkung des Stückes tat dies aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, es wurden sogar einige Wendungen, die sich in der Novelle erst im Laufe der Geschichte offenbaren, relativ früh vorweggenommen, um dem Publikum das Verständnis der Geschichte zu erleichtern. Manchmal hat der Zwang zum Sparen eben auch seine Vorteile….Vor allem der Ausgang der Aufführung wich dann stark von dem der Novelle ab. Anders als im Buch gab es kein Happy End, sondern eine trauriges Ende; bei weitem realistischer als im Buch, in dem der „Held“ reich wird, ein Schloss geschenkt bekommt und die Hand seiner Angebeteten dazu. Im Stück nicht. Er steht mit leeren Händen da. Wir leben im 21. Jahrhundert, da ist das einfach nicht realistisch.

Moderner Taugenichts

Damit ist die Aufführung deutlich moderner und „realistischer“ als die Novelle: Weniger Genuss, weniger Romantik, sondern zwang zur Sparsamkeit im Ensemble und im Stück. In der Katakombe gibt es wenig Raum für Romantik.

Es lässt sich also sagen, dass der Besuch im Theater eine belehrende Erfahrung war, da wir Schüler so zu sehen bekamen, wie man durch die Anpassung eines Stoffes an Sachzwänge und eine andere Zeit einen Text der Romantik modernisieren und verändern kann. Dies wurde mit beinahe makelloser Schauspielleistung eindrucksvoll umgesetzt.

Ein belehrender und auch durchaus spaßiger Ausflug für uns. Und auf der Rückfahrt ist immerhin keiner eingeschlafen …

Text: Erik Leutz, Q1 Deutsch GK Hamilton

Foto: Tordis Hamilton

Beitrag: Dr. Sabine Hofmann am 30.11.201