Dritte Welt – Projekte des Beruflichen Schulzentrums bringen Bildungseinrichtung in tansanischem Dorf voran.
 
Schüler setzen sich für Schüler ein. Von Michelstadt aus erfährt eine Schule im ländlichen Teil Tansanias einen deutlichen Aufschwung. Es gibt dort jetzt Solarstrom, Computer, Kopierer, ein Unterrichtslabor und einen Kühlschrank. Das nächste Ziel sind verbesserte sanitäre Anlagen.

 
„Computer für Afrika.“ Mit dieser Losung starteten vor fünf Jahren Schüler des Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) in Michelstadt ihre Hilfe für das Dorf Lupanga in Tansania, rund 300 Kilometer von Daressalam entfernt. Viermal reiste mittlerweile eine Schülerdelegation dorthin. Beim ersten Besuch schickten sie eine von der Michelstädter Firma Ralos gespendete Solaranlage voraus, die sie selbst installierten und mit der erst der Betrieb von Computern möglich wurde.
 
Denn Strom gibt es weit und breit nicht. Heute ist die Schule auch nachts eines der wenigen beleuchteten Gebäude in dem 3000-Seelen-Ort, wenn auch mit winzigen LED-Leuchten, die nur wenige Watt des in Batterien gespeicherten Stroms brauchen. „Das sieht jetzt schon fast aus wie eine Vorstadt und nicht wie ein Dorf“, berichtet Lehrer Daniel Becker (37), der mit seinen Kollegen Susanne Kullik und Wolfgang Häder die jüngste Reise der 16 Schüler begleitet hat. Freilich: Auch wenn tagsüber die Sonne scheint, muss der neue Beamer, den die Delegation mitgebracht hat, abgeschaltet werden, soll der Kopierer laufen. Maximal zwei Kilowatt leistet die Solaranlage, schätzt Becker. Immerhin bleibt genügend Strom für einen Kühlschrank, wie es ihn weit und breit nicht gibt.
 
Und wenn Lena Schwinn nach ihrem Weihnachtsurlaub wieder nach Lupanga reist, hat sie einen neuen Wechselrichter für die Solaranlage im Gepäck, die derzeit notdürftig mit einem Ersatzgerät in Betrieb gehalten wird. Die ehemalige Schülerin der BSO entschied sich für einen längeren Aufenthalt in dem Dorf, nachdem es mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr nicht geklappt hatte. Sie gibt Computerlehrgänge und unterrichtet auch Deutsch.
 
Dass sie sich dort sicher fühlen kann, beruht auf der Tatsache, dass vom benachbarten bayerischen Mömlingen schon länger Kontakte zu Lupanga gepflegt werden, was auch zu deutsch-tansanischen Familiengründungen geführt hat. Und es war auch der aus Mömlingen stammende Studienrat Horst Schad, der vor fünf Jahren an den BSO das Lupanga-Projekt angestoßen hat. In Daniel Becker fand er den passenden Nachfolger, ist der doch ein Kenner des Kontinents, den er einst ein Jahr lang bereist hat.
 
Dass die Möglichkeiten mit dem Anspruch des tansanischen Schulsystems oftmals nicht mithalten, musste die Delegation einmal mehr erfahren. Sollen doch jetzt auch an Secondary Schulen wie der in Lupang Unterrichtslabore eingerichtet werden. Dank der Hilfe aus dem Odenwald war das nun tatsächlich möglich, was auch den District Commissioner, vergleichbar mit der Position eines Landrates, bei seinem Besuch beeindruckt hat. Daniel Becker erhofft sich von ihm nach dem persönlichen Kennenlernen nun mehr Initiative für die Bildungseinrichtung.
 
Viele der jungen Besucher waren zum ersten Mal in einem Entwicklungsland und mit Armut konfrontiert. Sie lernten aber auch die Lebensfreude der jungen Menschen kennen, zum Beispiel, wenn diese abends die Musikanlage an die Batterien anklemmten und nach afrikanischen Rhythmen tanzten. Sofia Glaser hatte zudem Perkussionsinstrumente im Gepäck, die mit den Einnahmen einer Musikveranstaltung finanziert waren, und gab Musikunterricht.
 
Bereits beim vorangegangenen Besuch erhielt eine örtliche Tischlerei den Auftrag zum Bau von Betten für das angeschlossene Mädchenpensionat, deren Bewohnerinnen auf dem Boden schliefen. Jetzt wurden weitere Betten bestellt und im Gegenzug den Schreinern neue Werkzeuge überreicht, gestiftet von der Firma Festool.
 
Lukas Helm und Jonas Keil sind in ihrer Freizeit beim Roten Kreuz aktiv. Also organisierten sie in Lupanga einen Kurs über Sofortmaßnahmen am Unfallort und übersetzten entsprechendes Lehrmaterial auf Englisch und Suaheli.
 
Dank des neuen Beamers war es auch möglich, einen Film über ein Konzert der Gruppe Bingoma zu zeigen. So erfuhren die Schüler, woher das Geld kommt, mit dem die Hilfe erst möglich wird. Bingoma stellt bekanntlich seine Konzerteinnahmen seit Jahren Hilfsprojekten in Afrika zur Verfügung.
 
Bis zum nächsten Besuch in Lupanga heißt es nun für die BSO-Schüler, Ideen für Initiativen zu entwickeln, mit denen Geld für weitere Projekte hereinkommt. Daniel Becker schätzt, dass sich die BSO-Hilfe bislang auf rund 45 000 Euro summiert. Möglicherweise soll die Schule beim nächsten Besuch neue sanitäre Anlagen erhalten, blickt Becker in die Zukunft. Von Mömlingen aus wird gerade ein Projekt für die zentrale Wasserversorgung Lupangas organisiert. In trockener Zeit, wenn die Zisternen leer sind, holen sich die Einwohner das Nass aus einem nahen Fluss, was hygienisch nicht ganz unbedenklich ist und Durchfälle mit sich bringt.
 
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Lernen für die Zukunft: Das ist nun auch an der Mt. Masusa Secondary School im ländlichen Teil Tansanias möglich. Hier unterrichten Jörn Stiewe (links) und Leander Schulz während ihres Besuchs die Handhabung eines Computers. Die Hilfe des Beruflichen Schulzentrums Odenwald reicht aber noch weiter.
 
Quelle: Odenwälder Echo