Die Grafik kann leider nicht dargestellt werden!Das Beherrschen der deutschen Sprache ist ein zentraler Schritt zur Integration: Diesem Gedanken folgend ist am Michelstädter Berufschulzentrum eine zweite Klasse für junge Flüchtlinge eingerichtet worden.
 
Seit dieser Woche gibt es am Beruflichen Schulzentrum Odenwaldkreis (BSO) eine zweite sogenannte Intea-Klasse (Integration und Abschluss), in der weitere 14 junge Asylbewerber im Alter zwischen 16 und 20 Jahren unterrichtet werden. Wie schon zu Beginn des Schuljahrs bei der ersten Klasse hat eine hohe Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung das erforderliche Geld eingespielt.
 
Wieder sind viele Fäden bei der Odenwald-Stiftung zusammengelaufen, für die der Vorsitzende und frühere Landrat Horst Schnur (Olfen) kräftig die Werbetrommel gerührt hat. In seinem Spendenaufruf unterstrich er, dass es „einerseits um die humanitäre Christen- und Menschenpflicht geht, die der Not nicht den Rücken kehrt, und andererseits um Integration in den deutschen Kulturkreis mit seinen Wertvorstellungen und Anforderungen an die Arbeitswelt“. Davon angesprochen gefühlt hat sich auch der Personalrat der Sparkasse Odenwaldkreis, der zum Termin im BSO einen Scheck über 1000 Euro mitbrachte. Dabei handelte es sich um den Erlös einer Spendenaktion unter den Mitarbeitern, wie Astrid Sontheimer und Daniel Fornoff für das Gremium unterstrichen.

Geld für zusätzliches Unterrichtsmaterial

Schulleiter Wilfried Schulz betonte, dass das Geld für die Anschaffung „von zusätzlichem Unterrichtsmaterial“ eingesetzt werde, das „die Unterrichtung wesentlich erleichtern hilft“. Der originäre Auftrag, den jungen Menschen vorrangig die deutsche Sprache als entscheidenden Zugang zur Integration zu vermitteln, könne somit deutlich differenzierter umgesetzt werden.
 
„Die Spanne reicht von Analphabeten bis hin zu Schülern mit einem hohen Sprachenniveau“, erläuterte Uta Zell-Genrich und beschrieb den Bedarf an zusätzlichem Lernmaterial, zu dem auch elektronische Medien wie DVD-Player und USB-Sticks zählen. Als Klassenlehrerin der ersten Integrationsklasse hat sie vorerst auch die Unterrichtung der Neulinge übernommen. Doch bereits kommende Woche sei mit personeller Verstärkung zu rechnen, versicherte Abteilungsleiterin Gabriele Hotz-Seeh. Ausgestattet wurden alle Schüler auch mit Büchern und Arbeitsheften wie „Berliner Platz 1“ und „Deutsch im Alltag“, und als Sachspenden steuerte die Michelstädter Buchhandlung Schindelhauer Schreibhefte, Blöcke und Stifte bei.
 
Als Mitglied des Gewerbevereins kündigte Inhaber Robert Kaufmann ferner die Bereitstellung von weiteren 3000 Euro an, aus denen zusätzliche Anschaffungen für alle Intensivklassen getätigt werden können. Gespeist wurde der Geldtopf aus den Erlösen des Weinbrunnenfests, das der Gewerbeverein gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Michelstadt Anfang Oktober in der Innenstadt ausgerichtet hat.
 
Schnur ergänzte diese Aussagen um die Information, dass die Ehrenamtsagentur im Landratsamt weitere 500 Euro aus den Einnahmen eines Spendenaufrufs an die Odenwälder Bevölkerung den Schulklassen zugeordnet hat. „Die jungen Asylbewerber kommen aus Afghanistan, Eritrea, Syrien und dem Kosovo und fahren mit den Schulbussen oder öffentlichen Verkehrsmitteln täglich zum Unterricht“, so Schnur. Unterrichtet wird von Montag bis Freitag sechs Stunden mit dem Schwerpunkt der deutschen Sprachvermittlung, aber auch mit Mathematik, Gesellschaftskunde und Sport.

Lob: Die Schüler sind hoch motiviert

„Die Schüler sind zuverlässig und hoch motiviert, Deutsch zu lernen. Es macht Freude, mit anzusehen, dass sie sich gegenseitig unterstützen und daran arbeiten, jeden Tag ihren Sprachenschatz zu erweitern“, bescheinigte Zell-Genrich den jungen Leuten die Bereitschaft zur Integration. Schulz bedankte sich auch beim Kollegium des BSO, gemeinsam den nicht einfachen Auftrag angepackt zu haben. Da von einem weiteren Zustrom an Flüchtlingen auszugehen sei, werde es absehbar nicht bei den zwei Intea-Klassen bleiben. Dank zollten die Verantwortlichen jenen ehrenamtlichen Helfern, die sich besonders auch um die gesundheitliche Versorgung der jungen Menschen kümmern, die mitunter traumatische Erlebnisse zu verarbeiten haben.
 
Spenden Unterstützer können mit ihren Spenden die Intea-Klassen fördern. Konten sind bei der Sparkasse Odenwaldkreis (BLZ 508 519 52, Konto-Nr. 9936) und der Volksbank Odenwald (BLZ 508 635 13, Konto-Nr. 7951) eingerichtet. Das Kennwort ist „Bürgerkriegsflüchtlinge“; Spendenquittungen werden ausgestellt. Interessenten finden Kontakt zur Odenwald-Stiftung bei Horst Schnur (06068-2519, E-Mail: horstschnur@gmx.de) und Geschäftsführer Detlef Kuhn im Landratsamt Erbach (d.kuhn@odenwaldkreis.de).
 
Quelle: Odenwälder Echo vom 07.11.2015
Beitrag: Kevin Sommer am 10.11.2015