Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik (FSSP) am BSO besuchen Amsterdamer Kindertagesstätten
„Es geht vor allem darum, dass Eltern Arbeit und Familie unter einen Hut bekommen“, so der Eindruck vieler Studierender der Fachschule für Sozialpädagogik.
Anders als in Deutschland, sind die meisten niederländischen Kinderbetreuungseinrichtungen 52 Wochen im Jahr geöffnet. Schon ab einem Alter von 8 Wochen werden Säuglinge aufgenommen und die Betreuungszeiten reichen bis in die Abendstunden. Kinder ab 5 Jahren besuchen dann die niederländischen Vorschulen.
Als Europaschule legt das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis Wert darauf, den Blickwinkel der Studierenden um die europäische Dimension zu erweitern. Verständnis und Interesse für andere europäischen Lösungswege sollen so entwickelt werden.
Lehrkräften und Studierenden fiel vor allem die multikulturelle Erzieherbesetzung auf. „Das gilt da als Qualitätsmerkmal“, erklärt Gabrielle Fend, Sozialpädagogin und begleitende Lehrkraft. Die Einrichtungen wünschten, dass sowohl Kinder als auch die Eltern bei ihnen Erzieher und Erzieherinnen antreffen, die in ihrer Muttersprache mit ihnen sprechen können, so wurde die Gruppe unterrichtet. Niederländisch sei die Amtssprache, mehrsprachige Kommunikation sei jedoch die Regel. Niederländische, marokkanisch oder indonesisch stämmige Betreuer kümmern sich gemeinsam mit den Eltern um die Kinder.
Die Einrichtungen der Niederlande gelten innerhalb Europas als vorbildhaft, insbesondere in Blick auf interkulturelle Integration sowie in Bezug auf die stärkeren Mitspracherechte der Eltern. „Es war beeindruckend zu sehen. Ich war total platt, wie gut das läuft“, so Gabrielle Fend, „wir haben etliche Eltern gesehen, die mit den Kindern frühstückten oder einfach noch da waren.“ Die Kindergärten haben zudem ausgeprägte besondere pädagogische Schwerpunkte. So wird in „Dikkie Dik“ besonderes Augenmerk auf die künstlerische Erziehung gelegt und in „de kleine Plantage“ auf musikalische Übungen. Jede Woche kommt ein Künstler in die Einrichtung und fördert die kreative Ausdrucksfreude. „Das ist eine gute Idee, ein Atelier für die Kinder einzurichten, das könnte man bei uns auch machen“, sagt die Studierende Berrin Yoksulabakan, „zugleich war ich überrascht, dass ich vieles, das auch in deutschen Kindergärten gemacht wird, wiedergefunden habe. Es wird genau wie bei uns sehr viel Wert auf freies Spiel gelegt und auf Protfolioarbeit“, so Berrin Yoksulabakan. Im persönlichen Portfolio des Kindes wird seine Entwicklung individuell dokumentiert und Erlebnisse des Kindergartenlebens festgehalten.
Tatsächlich haben Erzieher und Erzieherinnen auch hierzulande ähnliche Aufgaben bekommen. Der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan verpflichtet sie, sich um die Integration von Migrantenkindern und deren Eltern zu bemühen. Allgemeine Sprachförderung gehört ebenso zu ihren Aufgaben wie Entwicklung von Motorik und Wahrnehmungsfähigkeit – um nur einige Bereiche zu nennen.
Weitere Stationen während der Studienfahrt waren die Altstadt Amsterdams, verschiedene Museen der Stadt, unter anderem das Anne-Frank-Museum in der Prinsengracht. Hier setzten sich die Studierenden mit der deutschen Vergangenheit auseinander. Weiterhin wurde eine Jugendeinrichtung für Suchtkranke besucht.
„Alle pädagogischen Einrichtungen in Europa, auch die der Jugendhilfe, sind potentielle Arbeitsfelder. So könnten sich die Studierenden in allen Einrichtungen in den Niederlanden für das bevorstehende Anerkennungsjahr bewerben“, erläutert Gabrielle Fend. Vor allem gehe es jedoch um den fachkundigen Vergleich der Vor- und Nachteile verschiedener Konzepte.
Beitrag: Ulla Kloß am 17.05.2015
Foto: BSO