Frau Dr. Heidrun Günzel unterrichtet seit vielen Jahren Mathematik und die Fächer der Beruflichen Informatik (E1 bis Q4 Praktische Informatik, Q2-Informationstechnik) am Beruflichen Gymnasium des BSO. Hier spricht sie über ihre Arbeit und was sie ihr daran gefällt.

Was ist das Besondere an der Fachrichtung Berufliche Informatik? 

In den drei Jahren der Oberstufe erhalten die Schülerinnen und Schüler einen gründlichen Einblick in alles, was mit Informatik zu tun hat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Fach Praktische Informatik.

Unterrichtsinhalte

Was wird denn in den Kursen gelehrt?

In der Einführungsphase erarbeiten sich die Lernenden im Fach Informationstechnik die digitaltechnischen und elektrotechnischen Grundlagen zum Verständnis einfacher IT-Systeme und im Fach Praktische Informatik die Basics der Programmiersprache Java.

In den fünfstündigen Leistungskursen der Qualifikationsphase arbeiten sich die Schülerinnen und Schüler in eine Softwareentwicklung ein, wie sie in den ersten ein oder zwei Studienjahren an Hochschulen gelehrt wird. Dabei ist die Java-Programmierung nur ein Teil davon. Analog dazu beginnt auch das Thema Datenbanken beim Entwerfen von Modellen und führt über den Einsatz von SQL-Befehlen zum Erzeugen von Einträgen in eine Datenbank bis hin zum Selektieren ihrer Daten.

Von Fachkollegen in Hessen wurden insbesondere für die Java-Programmierung der Kommunikation in Netzwerken schülergeeignete Strukturen entwickelt, die ein vereinfachtes, handlungsorientiertes Vorgehen ermöglichen.

Ebenso gerne und erfolgreich setzen wir in Hessen „unsere eigene Programmierumgebung“ ein, die vor allem den Anfängern in der E-Phase einen guten Einstieg bietet, aber auch bis zum Abitur zusätzlich das visuelle Lernen fördert.  

Berufliche Informatik – für mich eine gute Wahl?

Wer also jetzt schon weiß, dass er Informatik studieren möchte, ist bei Ihnen richtig. Und die anderen? Ist Berufliche Informatik nur etwas für angehende Informatiker?

Auf gar keinen Fall. Wer in der Fachrichtung Berufliche Informatik sein Abitur absolviert, dem stehen überaus viele Wege offen. Jedes Studienfach ist möglich, und falls dieses kaum etwas mit Informatik zu tun haben sollte, kann man dort mit den bei uns erworbenen Kompetenzen „viele Zusatzpunkte holen“, sprich Fertigkeiten anwenden, die die meisten Mitstudierenden nicht aus dem Ärmel schütteln können …

Was sollte ein Schüler oder eine Schülerin mitbringen, um Spaß an Ihrem Fach zu haben und erfolgreich zu sein? 

Vorkenntnisse muss man nicht mitbringen. Man braucht, besonders am Anfang, schon etwas Geduld, bis sich die Freude am Fach entwickelt hat. Da gilt es: dranbleiben, Fehler suchen, bis man sie findet, Fachwörter und Programmierbefehle lernen, sich auf neue Denkweisen einlassen. Am besten funktioniert der Lernprozess, wenn man die Hausaufgaben in Praktischer Informatik nicht nur immer erledigt, sondern eigene Ideen entwickelt und das gerade Gelernte für sich selbst anwendet. 

Highlights

Was sind für Sie die Highlights in Ihrem Fach?

Höhepunkte in den vergangenen Jahren waren unsere Unterrichtstage an der TU Darmstadt. Am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik werden Roboter-Workshops im NeXT-LEGO-Lab angeboten, von wissenschaftlichen Assistenten und Studierenden des Fachgebiets Echtzeitsysteme durchgeführt. Unsere Schülerinnen und Schüler nutzen sehr gerne und mit viel Spaß dort die Möglichkeit, mit dem LEGO-EV3-Brick das Java-Programmieren zu vertiefen. 

In den Tagen der Forscherwerkstatt im Sommer 2015 haben wir dieses Lego-Java-System auch bei uns am BG eingeführt, zuerst mit 3 LEGO® MINDSTORMS® EV3-Basis-Sets. Inzwischen verfügen wir über sechs solcher Bausätze und können damit (nicht nur) am Tag der offenen Tür und anderen Anlässen anschauliche Programmiererfolge vorzeigen, was leider coronabedingt in den letzten zwei Jahren pausieren musste.  

Und Ihre persönlichen Highlights in Ihrer Arbeit als Lehrerin?

Highlights, ja, ohne die könnte es langweilig werden. Mir macht es sehr viel Freude, im Unterricht immer wieder neue Ansätze auszuprobieren und schülerorientiert zu unterrichten. Spannend ist in jedem Jahr die Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler in den Kursen und die Entwicklung der Lernenden.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit im Beruflichen Gymnasium besonders?  

Speziell in den Leistungskursen der Praktischen Informatik kann ich selbst immer wieder etwas dazulernen von einigen Schülern, die mit großem fachlichen Vorwissen zu uns ans BG kommen, um das Abitur mit ihrem Hobby und/oder ihrem Studienwunsch zu verbinden. Sie können sich bei uns sehr gut entfalten, nutzen auch die Möglichkeit, im Abitur ein Prüfungsfach durch eine besondere Lernleistung zu belegen. Aber auch Mitschüler und Mitschülerinnen profitieren von ihrer Unterstützung, und es findet immer ein lebendiger Unterricht statt! 

Sehr schön und informativ sind meine Kontakte zu meinem ersten Tutorium, dem Leistungskurs, der 2015 sein Abitur gemacht hat, auch mit unseren beiden Prof.-Masing-Preisträgern aus dem Abiturjahrgang 2019 …  

Wie sind Sie zu Ihrem Fach gekommen? 

Eigentlich eher nebenbei. Ich brauchte für meinen Seiteneinstieg in das Lehramt für Berufliche Schulen ein zweites Fach. Ich hatte mich 2009 dafür entschieden, mit meinem Diplomstudienfach Mathematik (1979 bis 1984 TU Dresden) Lehrerin werden zu wollen und dafür das zweite Staatsexamen abzulegen.  

Anschließend war für mich am BG des BSO gerade der Weg freigeworden, viele Unterrichtsstunden in „meinem Fach“ zu übernehmen und den Zeiger von Mathematik mehr in Richtung Informatik zu drehen.  

Dazu gehörte auch meine Qualifikation zum Instruktor CCNA 1+2 im Jahr 2018, durch die ich persönlich meinen Schülerinnen und Schülern eine Zertifizierung im Unterricht ermöglichen kann und nun seit einiger Zeit auch die Cisco-Netzwerkakademie am BSO leite. 

Interview und Beitrag: Dr. Heidrun Günzel, Dr. Sabine Hofmann am 22.2.2022

Foto: Privat