Ulla Kloss ist am BSO vieles: Lehrerin für evangelische Religion, Schulpfarrerin, Beauftragte für Lese- und Rechtschreibförderung. Damit gehört sie zu denen, die das Förderangebot bereitstellen, mit dem wir im Beruflichen Gymnasium jeden einzelnen Schüler, jede einzelne Schülerin unterstützen möchten.

Lese- und Rechtschreibförderung

Beginnen wir mit der Lese- und Rechtschreibförderung. Mit der Rechtschreibung hat ja so mancher zu kämpfen und braucht Hilfe und Unterstützung. Was bieten Sie den Schülerinnen und Schülern an?

Lese- und Rechtschreibprobleme sind leider sehr weit verbreitet. Ich biete eine Fehleranalyse an. Schülerinnen und Schüler können sich von mir persönlich beraten lassen, im Hinblick auf Nachteilsausgleich oder Notenschutz. Und gegebenenfalls können sie dann mit mir Trainingsstunden vereinbaren, um sich beim Lesen und Schreiben sicherer zu fühlen. Der Unterricht wird in der Regel als Einzeltraining nach freier Vereinbarung angeboten. Allerdings sind die Plätze hier begrenzt.

Was ist das Besondere an Ihrem Lese- und Rechtschreibtraining?

Die betroffenen Schülerinnen und Schüler schätzen die individuelle Vorgehensweise. Persönliche Unsicherheiten werden abgebaut und zielführende Verhaltensweisen neu antrainiert. Auf diese Weise kommen wir zügig voran. Das Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler verbessert sich. Auf diese Weise stabilisiert sich zugleich die schulische Leistung insgesamt.

Schulseelsorge

Sie bieten nicht nur im Bereich der Rechtschreibung Hilfe an, sondern arbeiten auch als Schulseelsorgerin. Was tun Sie da?

Die Schulseelsorge hat verschiedene Aufgabengebiete. Da ist zum einen die klassische Seelsorge, also Gespräche mit Schulangehörigen, die dazu dienen, die eigene Lebenslage zu klären. Das können psychische Probleme sein, aber auch organisatorische oder zwischenmenschliche Problemlagen. Die Schulseelsorge arbeitet überkonfessionell und auf freiwilliger Basis. Und natürlich ist die Schulseelsorgerin zur Verschwiegenheit berechtigt und verpflichtet.

Zu den weiteren Aufgabengebieten gehört der Beitrag der Schulseelsorge für einen lebenswerten und menschenfreundlichen Lebensraum Schule. Die Schulseelsorge vermittelt Werte und wirkt daraufhin, ein förderliches Schulklima zu schaffen. Ich arbeite also vor allem präventiv. Das bedeutet, ich versuche frühzeitig Problemlagen vorauszusehen und in einem möglichst frühen Stadium Krisen zu verhindern, bevor sie entstehen.

Schließlich macht die Schulseelsorge Angebote, die für die Angehörigen der Schulgemeinde den Weg nach innen, in die Tiefe und zu Gott öffnen. Dies geschieht in Denkanstößen, Aushängen, Ansprachen und Feiern, durch Symbole und Worte, durch die Gestaltung von Schulräumen und durch spezielle Angebote für schulische Gruppen.

Die Schulseelsorge kooperiert darüber hinaus mit schulischen Partnern sowie kirchlichen und anderen Trägern und Einrichtungen im Umfeld der Schule, zum Beispiel mit der Stadt Michelstadt, der Theodor-Litt-Schule und dem Rat der Religionen u. v. a. m.

Herausforderungen in der Corona-Zeit 

Waren Sie in der Corona-Zeit besonders gefordert?

Auf jeden Fall, jedoch vielleicht auf andere Weise, als manche erwarten würden. Es war sehr schwierig, mit den Schülerinnen und Schülern, die ich normalerweise auf dem Schulgelände antreffe, Kontakt zu halten. Meine Hauptarbeit lag vor allem darin, so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich über die Lage zutreffend und umfassend zu informieren und die Schule dabei zu unterstützen, eine sinnvolle Online-Beschulung zu ermöglichen. Das hat am  am BSO nach einer kurzen Chaosphase dann tatsächlich eher gut funktioniert. Damit war schon mal sehr viel gewonnen. So konnten dann auch wieder online Gespräch mit Schülerinnen und Schülern stattfinden.

Highlights 

Was sind für Sie die Highlights bei Ihrer Arbeit?

Da gibt es vieles. Eine gelungene Veranstaltung wie kürzlich der Tanz zum One-Billion-Rising-Tag, eine Aktion gegen Gewalt an Frauen oder jetzt die Ausstellung im Schenkenkeller zum Thema Lichtverschmutzung, also eine Aktion zum Schutz der Schöpfung. Oder in der Zeit vor Corona der Tag der Vielfalt, bei dem wir mit Essen, Tanzen, Spielen die Würde aller Menschen gefeiert haben. Es ist an einer so multikulturell aufgestellten Schule wichtig, sich gegenseitig wertschätzend wahrzunehmen. Highlights sind auch Besuche von besonderen Persönlichkeiten im Schulalltag, wie Irmela Mensah-Schramm, die nachhaltig wirken und tiefe Freude bewirken.
Bei den Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern gibt es auch immer wieder beglückende Momente, wenn die Schüler ihre Lage besser verstehen und sich etwas tut, sie neue Fähigkeiten und Sichtweisen entwickeln. Außerdem gibt es auch Seelsorge im Unterricht, Gottesdienst in meiner Klasse, Denkanstöße, gute Unterrichtsgespräche. Alles in allem ist die Schulseelsorge eine sehr umfassende und vielfältige Arbeit. Es ist oft anstrengend, aber auch sehr befriedigend.

Text: Ulla Kloss, Dr. Sabine Hofmann

Beitrag: Dr. Sabine Hofmann

Foto: Ulla Kloss