2015_landrat_podiumsdiskussion Applaus spendet in dieser Szene der Podiumsdiskussion im Beruflichen Schulzentrum Odenwald Frank Matiaske, sozialdemokratischer Gegenkandidat im Landratswahlkampf zu Landrat Dietrich Kübler (rechts) von der Überparteilichen Wählergemeinschaft. Foto: Denis Mohr
 
Landrat Dietrich Kübler und sein Gegenkandidat Frank Matiaske haben mit Schülern des Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis in Michelstadt Zukunftsperspektiven junger Menschen im Odenwald diskutiert. Einer Fusion mit dem Kreis Bergstraße erteilen beide eine Absage.
 
MICHELSTADT. Am 15. März ist Landratswahl im Odenwaldkreis, entsprechend sind der gegenwärtige Amtsinhaber Dietrich Kübler (ÜWG) und sein sozialdemokratischer Gegenkandidat Frank Matiaske, amtierender Bürgermeister von Breuberg, auf Wahlkampftournee durch die Kommunen und bitten allenthalben zum Bürgergespräch. Nun folgten die beiden einer Einladung des Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis in Michelstadt, um einer Reihe von ausgewählten Schülern in einer Mischung aus Podiumsdiskussion und aktueller Fragestunde etwa sechzig Minuten lang Rede und Antwort zu stehen.
 
Drei Politik- und Wirtschaftskurse der beruflich-gymnasialen Oberstufe sowie einer der Fachoberschule waren in einem Vortragsaal zusammengekommen, um die Berufspolitiker mit ihren teils vorformulierten Fragen zu konfrontieren und sich ein klareres Bild von deren politischer Agenda zu verschaffen. Im Zentrum des Interesses stand die Frage, welche Zukunft der Odenwaldkreis jungen Menschen zu bieten habe, beruflich wie auch privat. So begehrte man nicht zuletzt zu wissen, welche Maßnahmen seitens der Politik ergriffen würden, um neue Firmen in der Region anzusiedeln und so für junge Generationen Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu schaffen.
 
Herausforderer Matiaske wies hierzu auf die Tatsache hin, dass der Odenwaldkreis schon heute durchaus nicht arm an namhaften, teilweise weltweit agierenden Firmen sei und nannte als Beispiele unter anderem die Unternehmen Pirelli, Odenwald Früchte und Koziol. Die wesentliche Aufgabe sei es, so Matiaske, diesen Firmen eine Zukunft am Standort zu bieten, um auf diese Weise Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern. Man müsse sich allerdings von der Vorstellung lösen, mit ambitionierten Strukturprogrammen immer mehr große Firmen in der Region ansiedeln zu können.
 
In der direkt anschließenden Frage nach Lebensqualität und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, an denen viele junge Menschen einen Mangel empfänden, verwies Amtsinhaber Kübler beispielhaft auf das flächendeckend vorhandene Breitband-Internet und das jährliche Festival „Sound oft he Forrest“ am Marbachstausee. Nichtsdestotrotz müssten vor allem junge Leute beim Thema Freizeit durchaus über die Grenzen des Odenwaldkreises hinaus denken. Da der Odenwald Teil der Metropolregion Rhein-Main sei, ließen sich Freizeitgestaltungswünsche auch über die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs realisieren, in den der Kreis jedes Jahr rund acht Millionen Euro investiere. Auch Matiaske hob darauf ab, den Ansprüchen junger Menschen auf vielfältige Angebote in diesem Sektor mit einem noch besseren Ausbau der Verbindungen in die nah gelegenen Zentren Darmstadt und Aschaffenburg zu begegnen.
 
Von besonderem Interesse schien für die Schüler allerdings noch eine ganz andere Frage zu sein: eine mögliche, immer mal wieder in der Öffentlichkeit andiskutierte Zusammenlegung der Landkreise Odenwald und Bergstraße. Dieser Idee, zuletzt vom Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes in der Presse lanciert, erteilten beide Diskutanten eine deutliche Absage. So wies Kübler darauf hin, dass alle Impulse in diese Richtung stets von der Bergstraße ausgegangen seien, im Odenwaldkreis eine derartige Fusion jedoch nie zur Debatte stand und auch nach wie vor nicht stehe. Gerade ländliche Regionen bräuchten dringend ein eigenes Sprachrohr in Form politischer Vertretung, da die Interessen der ländlichen Bevölkerung in einer zu großen Gebietskörperschaft unter zu gehen drohten. Sollte es jemals zu Gebietsveränderungen kommen müssen, sei das Einzige, über das es sich zu diskutieren lohnen könne, ein Landkreis in den geografischen Grenzen des Odenwalds, so Kübler weiter.
 
Auch Matiaske formulierte ein deutliches „Nein“ zu einer Fusion und betonte ebenfalls die Notwendigkeit, die Eigenständigkeit des Odenwaldkreises zu bewahren. Allerdings verschloss er sich nicht kategorisch dem Gedankenspiel, im Falle einer Umstrukturierung der Bergstraße die ein oder andere angrenzende Kommune in den eigenen Landkreis aufzunehmen.
 
Von: Denis Mohr (Odenwälder Echo)