Beim Speed-Dating treffen üblicherweise Menschen auf Partnersuche zusammen: Innerhalb eines engen Zeitrahmens tauscht man sich aus, stellt fest, ob es funkt, und zieht zum nächsten potenziellen Partner weiter. Doch heute ist das Format des Speed-Dating schon längst nicht mehr auf das Feld der Partnervermittlung beschränkt, und so griff auch Andrea Dürr, Europaschulkoordinatorin des Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis, auf Speed-Dating zurück, als es am vergangenen Freitag darum ging, am BSO eine Begegnung zwischen Schülern und Politikern im Vorfeld der Europawahlen zu organisieren.

Format Speed-Dating

„Wir wollten etwas, das spritziger ist als die üblichen Podiumsdiskussionen und mit dem mehr Schüler eingebunden werden können“, erläuterte Dürr, „da kam uns das Speed-Dating gerade recht.“ Zehn Minuten lang hatten die Schüler Gelegenheit, in kleinen Gruppen jeweils einen der anwesenden Politiker zu befragen, bevor sie dann für weitere zehn Minuten mit dem oder der nächsten verabredet waren.Zu Gast am BSO waren Michael Gahler (CDU), Dr. Jens Zimmermann (SPD), Daniela Wagner (Die Grünen), Dr. Thorsten Lieb (FDP), Michael Erhardt (Die Linke) und Karl-Ludwig Kunstein (AfD).

Breite Themenpalette

Die Gespräche, die die Schüler mit ihnen führten, drehten sich um eine Vielzahl von Themen. An erster Stelle standen die Fridays for Future, die Schülerdemonstrationen der weltweiten Bewegung für Klimaschutz. Den Schülerinnen und Schülern ging es weniger darum, was die Politiker/innen von den Demonstrationen und dem Versäumen von Unterricht hielten, sondern welche Maßnahmen sie politisch durchsetzen möchten, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Spektrum der Antworten reichte dabei von der schlichten Aussage, dass es keinen von Menschen gemachten Klimawandel gebe, über die Position, dass die Politik nicht entscheiden könne, welcher Weg der bessere sei, zu verschiedenen Vorschlägen wie der Ausweitung des Emissionshandels, der Förderung des klimagünstigeren Schienenverkehrs oder der Besteuerung von Flugbenzin.

Das zweite, stets wiederkehrende Thema war die Verabschiedung der Urheberrechtsreform durch das Europäische Parlament, genauer gesagt: das Reizthema Uploadfilter. Hier musste vor allem CDU-Mann Michael Gahler den Schülern Rede und Antwort stehen.

Weitere Punkte auf der Agenda der Schülerinnen und Schüler waren Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap, die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU, der Umgang mit Lobbyismus, die Haltung zu einer europäischen Armee, die unterschiedliche Unternehmensbesteuerung in Europa sowie der Brexit.

 

 

Nach den Fragerunden trafen sich alle Beteiligten in der Aula des Beruflichen Schulzentrums Odenwaldkreis zu einer Abschiedsrunde wieder. Oberstudiendirektor Wilfried Schulz dankte den Politikerinnen und Politikern und überreichte kleine Geschenke, verbunden mit der Botschaft an die Politiker, die Region mit ihren tollen jungen Leuten und ihrer hohen Lebensqualität auch als Industriestandort mit vielen innovativen klein- und mittelständischen Unternehmen in seiner Entwicklung wahrzunehmen und zu unterstützen.

Abteilungsleiterin Sabine Domack-Kühn und Europaschulkoordinatorin Andrea Dürr zeigten sich zufrieden mit der Veranstaltung, das Feedback der Schüler war ebenfalls positiv. „Viel kurzweiliger als eine Podiumsdiskussion“, kommentierte Schülersprecherin Vanessa Stasch. „Außerdem traut man sich in Kleingruppen eher, etwas zu fragen.“ Und den Politikern habe das Format ebenfalls gut gefallen, berichtete Andrea Dürr. So gut, dass es einer von ihnen schon zur Nachahmung weiterempfehlen wolle.

 

Text & Beitrag: Dr. Sabine Hofmann am 10.04.2019
Foto: Sabrina Stommel