Am Samstag begann die Feier zum 50. Geburtstag des Beruflichen Gymnasiums mit  einem Tag der offenen Tür. Schüler/innen und Lehrer/innen präsentierten Unterrichtsfächer und Projekte der beruflich-gymnasialen Oberstufe und zeigten, was das BG neben der Allgemeinen Hochschulreife (Abitur) noch alles zu bieten hat. Zu den Besuchern zählten viele Schülerinnen und Schüler, die sich für den Besuch einer gymnasialen Oberstufe interessieren, und deren Eltern. Anzutreffen war auch eine ganze Reihe von ehemaligen Schüler/innen, die ihrer alten Schule offenbar gern wieder einen Besuch abgestattet haben.

Gleich hinter der offenen Tür: Sport und Technik

Im Erdgeschoss des N-Baus wurden die Ankömmlinge von einem Lehrer und einer Schülerin in Empfang genommen. Hinter dem Empfangstisch schimmerten grau die Räder der Hessischen Bike School, präsentiert von den Sportlehrern. Auch über das Highlight schlechthin für sportbegeisterte Schüler/innen konnte man sich dort schlau machen: die  Studienfahrt nach Korsika. Ansonsten gehörte das Erdgeschoss den Mechatronikern und Datenverarbeitungstechnikern: Lego-Roboter rollten über den Boden der Eingangshalle,  Schüler der Technikwissenschaften hatten sie im Rahmen der Hochschulkooperation Next Generation on Campus (TU Darmstadt) konstruiert und programmiert. Ein Mitarbeiter der TU und ein Student waren nach Michelstadt gekommen und informierten über das neueste Lego-Mindroid-Projekt. In den daneben liegenden Räumen zeigten die Schüler und ihre Lehrer/innen weitere zahlreichen Projekte. Informieren konnten sich die Besucher auch über die Vielzahl an Preisen, die die Techniker bei Wettbewerben eingefahren haben, beispielsweise einen 1. Preis auf Bundesebene und mehrere Regionalpreise bei Jugend forscht, Platzierungen bei den Odenwälder Geistesblitzen und jüngst  den Walter-Masing-Preis.

Wo das BG (noch) wohnt: der zweite Stock

Im zweiten Stock, in dem normalerweise in den Unterrichtsräumen des BG gelernt, gegrübelt und diskutiert wird,  stellten sich die übrigen Fachschaften und Arbeitsgruppen vor. Die Wirtschaftslehre-Schüler/innen  der E-Phase präsentierten ihre im Projekt Entrepreneurship ausgearbeiteten Geschäftsideen, von der Entwicklung des Produkts bis hin zu seiner Vermarktung und seinem Vertrieb. „Es hat Spaß gemacht, weil es mal was anderes als normaler Unterricht war“, kommentierte eine Schülerin, während ein anderer – schon sehr vertriebsversiert – das positive Feedback hervorhob, das er für seine Idee bekommen habe. In der Tat ist es Teil des Projekts, dass eine Jury aus Vertretern der regionalen Wirtschaft die Geschäftsideen der Schüler/innen begutachtet und eine fundierte Rückmeldung liefert. Und manche der Schüler/innen werden vielleicht wie in den vergangenen Jahren ihre Projekte weitertreiben und mit ihrem Start-Up am Wettbewerb Jugend gründet teilnehmen .

Im Raum der Fachschaften Gesundheit und Biologie gab es neben einem Überblick über die Anforderungen des Fachs so einiges, an das die Besucher Hand anlegen konnten: Sie durften die Bedienung eines Defibrillators an einem Dummy ausprobieren, ihren Blutdruck messen und einen Blick durch ein Mikroskop werfen. Die Schüler/innen des Schwerpunkts Gesundheit assistierten dabei gern. Anforderungen und Inhalte im Fach Englisch dokumentierte eine Ausstellung der betreffenden Fachschaft, hier konnten alle Interessierten sich darüber informieren, was in der Oberstufe auf sie zukommt. Dass Mathematik fast alle Probleme lösen kann, zeigte der Raum der Fachschaft Mathematik. Zu lernen war dort, wie man unter Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie seine Gewinnchancen in einem Spiel erheblich verbessern kann (Ziegenproblem!); auch für die perfekte Kühlung des Weins oder die Berechnung der optimalen Absatzhöhe gab es Lösungswege. (Bei letzterer – es ging natürlich um High Heels – wurde im übrigen deutlich, dass Mathematik offenbar eine männlich dominierte Wissenschaft ist.)

Unter dem Titel Bible Reloaded demonstrierten die Lehrerinnen für evangelische Religion mit ihren Schüler/innen , auf welch unterschiedliche Art und Weise sich Bibeltexte im Unterricht aneignen lassen. Da gab es anspruchsvolle Zeichnungen, Geschichten, ein Bibelquiz und einen von Schülern gedrehten Film. Und für den Tag einen Segensspruch zum Mitnehmen.

Den kleinsten Raum hatte die Fachschaft Geschichte in Beschlag genommen: ein hübsches Buchkabinett, genutzt als Selbstlernzentrum. Dort lässt sich lesen, mit dem PC recherchieren und in einer (!) Klein(st)gruppe reden und denken. Oder, wie am Tag der offenen Tür, ein Geschichtsquiz machen. Die Fachschaft Politik und Wirtschaft lud zu einem Strategiespiel ein, bei dem die Besucher Kooperationsfähigkeit, Wissen um politische und soziale Zusammenhänge und strategisches Denken erproben konnten.

Die individuelle, auf Stärken und Schwächen des einzelnen Schülers zugeschnittene Förderung ist ein Anliegen unserer Oberstufe;  und so stellten zwei Kolleginnen und mehrere Schüler die Einzelförderung Rechtschreibtraining und das Konzept der Lernzeit vor. Letztere findet in den Bereichen Deutsch, Mathematik, Englisch und Lerntechnik statt, sie soll dem Schüler ermöglichen, unter Anleitung  seine Defizite in den betreffenden Bereichen auszugleichen und das selbstständige Lernen zu lernen.

Raus aus Michelstadt (zumindest zeitweise)

Das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis ist zertifizierte Europaschule und so ist Europa in vielen Facetten am BG präsent, wie  Ausstellungen  in verschiedenen Räumen zeigten. Der Schwerpunkt Business Studies and Economics vermittelt wirtschaftliche Kenntnisse in englischer Sprache. Des Weiteren haben alle  Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ein Zertifikat in Business English zu erwerben. Zudem  können sie  am europäischen Austausch-Projekt MobiClick teilnehmen und – in Hessen einzigartig – das European Business Baccalaureate Diploma erwerben.

Über den Tellerrand hinauszuschauen wird am Beruflichen Gymnasium groß geschrieben. Und daher führen Studienfahrten die Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe in (fast) alle Teile der Welt, wie die Filme und Fotos in einem Klassenraum demonstrierten. Unter anderem besteht seit Jahren eine Kooperation mit einer Schule in Tansania, die alle zwei Jahre von Schüler/innen des Beruflichen Gymnasiums besucht wird.

Und das war längst nicht alles … Im Flur wurden die Wandflächen tüchtig genutzt. Dort gab es Informationen zu den vielfältigen Möglichkeiten der Studien- und Berufsorientierung und eine Ausstellung zu den verschiedenen Religionen der Welt.

 

[metaslider id=7221]

 

Text und Beitrag: Dr. Sabine Hofmann am 30.01.2018
Fotos: Dr. Sabine Hofmann und Martin Rieker